Betrachtet man die heutigen Aufgaben Kognitiver Systeme, so reichen für die Erfüllung dieser Aufgaben einzelne Systeme nicht mehr aus. Vielmehr müssen dafür zahlreiche unterschiedliche Systeme als Kollektiv kooperieren: Beim automatisierten Fahren werden komplexe Verkehrsszenarien wie das Einfädeln bei dichtem Verkehr oder der fließende Verkehr im komplexen Kreisverkehr nur dann sinnvoll gelöst, wenn die einzelnen Fahrzeuge und die Verkehrsinfrastruktur als Kollektiv zusammenarbeiten. Das gilt auch für die Bearbeitung von Feldern: Hier müssen unterschiedlichste Landmaschinen als Team zusammenarbeiten, um die Aufgabe erfüllen zu können – dies gilt analog für Baumaschinen auf Großbaustellen. Als weiteres Beispiel müssen Medizingeräte unterschiedlicher Hersteller nahtlos zusammenarbeiten, um Visionen wie den OP der Zukunft Realität werden zu lassen.
Allen Beispielen gemeinsam ist, dass sich solche Kollektive aus einzelnen, eigenständigen Systemen wie Traktoren und Mähdreschern unterschiedlicher Hersteller zusammensetzen. Es gibt keinen Integrator, der alle Systeme miteinander verbindet, testet und als Gesamtprodukt in den Verkehr bringt. Vielmehr verbinden sich die Systeme ad-hoc zur Laufzeit selbst miteinander und koordinieren die gemeinsame Aufgabe. Daraus ergeben sich zahlreiche Herausforderungen.
Das Teilprojekt »Resiliente Kollektive« befasst sich mit der Entwicklung intelligenter Systemverbünde (Systems of Systems), die sich aus heterogenen Einzelsystemen zusammensetzen. Dazu entwickelt das Teilprojekt eine Entwicklungsmethodik sowie eine zugehörige Laufzeitplattform, um das Kollektiv dynamisch überwachen, steuern und optimieren zu können. Technisch betrachtet kommen dazu in Anlehnung an digitale Zwillinge Laufzeitmodelle zum Einsatz, die ein digitales Spiegelbild des Systemverbunds und seiner realen Umgebung schaffen. In dieser digitalen Reflektion kann die Qualität des Verbundes und der einzelnen Systeme kontinuierlich geprüft, verdächtiges Verhalten erkannt und mögliche Probleme vorhergesehen werden. Darüber hinaus lassen sich mögliche Systemanpassungen zur Systemoptimierung virtuell im digitalen Abbild durchspielen und prüfen, bevor sie tatsächlich am realen System vorgenommen werden.
Dabei ist es zum einen von besonderer Wichtigkeit die Heterogenität der Systeme zu berücksichtigen und möglichst wenige Anforderungen an die Schnittstellen der Systeme vorzugeben. Zum anderen ist es wichtig zu bedenken, dass auch Systeme berücksichtigt werden, die nicht aktiv mit dem Kollektiv verbunden sind, wie herkömmliche, von Menschen gefahrene Autos, Fußgänger in Verkehrsszenarien oder Arbeitende, die sich in der Produktion oder einem Logistikzentrum gemeinsam mit Robotern bewegen.